Paradies für Stadthäger Bierliebhaber
Man kann von der Craft-Beer-Bewegung – jenem Aufschwung von zumeist in kleinen Handwerksbrauereien hergestellten Biersorten – halten, was man möchte.
Ein Leichtes, die frischgebackenen Braumeister für ihre ausgefallenen Sorten zu belächeln.
Belgisches Sauerbier mit einem Hauch von Roter Grütze ? Und das soll schmecken? Von den vergleichsweise hohen Preisen für die teils skurril anmutenden Bierschöpfungen mal ganz abgesehen. So einfach habe ich es mir allerdings nicht gemacht. Ganz im Gegenteil: Ich bin den Newcomern auf dem Biermarkt zu großer Dankbarkeit verpflichtet.
Ende einer Leidenszeit
Vorbei ist dank ihnen die Zeit, in denen ich in der Cocktailbar die abschätzigen Blicke meiner Freunde auf mich gezogen habe, nachdem ich im Anschluss an den dritten Piña Colada den tapferen Entschluss gefasst hatte, nun doch lieber auf ein Pils umzusteigen.
Dank der Craft-Beer-Bewegung darf selbst ich mich inzwischen als Sommelier fühlen.
Das schottische Pale Ale mit leichter Zitrusnote entlockt den Sitznachbarn am Tisch hingegen gar ein anerkennendes Raunen. Und ehe man sich versieht, ist aus der Maurerbrause von einst ein Getränk geworden, das auch außerhalb proletarischer Kreise salonfähig ist.
Craft-Beer-Wüste Stadthagen
Einen kleinen Haken gibt es da allerdings dennoch. Denn so gerne ich mir auch nach Feierabend ein Gläschen des mal goldgelben, mal bernsteinfarbenen Getränkes zu Gemüte führen würde – die Beschaffung mir noch unbekannter Sorten gestaltet sich gerade in einer Kleinstadt wie Stadthagen schwierig.
Auch wenn nach fünf Jahren des Booms inzwischen selbst Online-Händler mit Probier-Boxen den Markt entern und selbst der letzte Discounter auf die Idee gekommen ist, zumindest temporär Craft-Beer in sein Sortiment aufzunehmen: Wirklich glücklich wird der selbst ernannte Sommelier mit diesem Angebot nicht.
Jeden Cent wert
Bis jetzt: Denn seit wenigen Monaten säumt mit Tröpchen & Co. ein Geschäft die Stadthäger Obernstraße, das eine nicht nur in der Einkaufsmeile klaffende Lücke schließt. Zwischen Weinen, Delikatessen sowie Präsentartikeln Teil des Sortiments: Eine bunte Mischung aus deutschen sowie fremdländischen Brauwerken, in der selbst ich nach ein paar Minuten des Stöberns mir noch unbekannte Getränken entdecke.
Nahezu jedes Etikett ist ein Kunstwerk.
Zugegeben, die Biere haben mit knapp sechs Euro für zwei Flaschen ihren Preis. Aber Hand aufs Herz: Für den nächsten Piña Colada hätte ich mindestens gleich viel Geld gelassen – und wahrscheinlich nicht einmal halb so viel Freude daran gehabt.